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Löhne in Syrien


Immer wieder wird uns die Frage gestellt, ob den die Patenkinder und deren Familien mit unserer Hilfe durchkommen und wie die Löhne in Syrien in diesem Sinne aussehen, bzw. wie hoch die Lebenshaltungskosten sind. Wir möchten mit diesem Post die Ergebnisse unserer Recherchen, eigenen internen Erfahrungen von unseren Mitarbeitern in Syrien und den fundierten Berichten von COAR zusammenziehen und unsere Schlüsse daraus ziehen. Die von uns unterstützten Familien in der Region Idlib erhalten für bis zu 2 Kinder 50 CHF (syr. Pfund: 136000) pro Monat und ab dem 3. Kind erhalten die Familien 100 CHF (syr. Pfund: 272000) Hilfe pro Monat. Unsere Mitarbeiter in Syrien erhalten zwischen 50 - 320 CHF Gehalt pro Monat. Der Schnitt pro Mitarbeiter bei NOAH liegt daher bei etwa 120 CHF pro Monat.

Wir rühmen uns damit, dass wir eigentlich für syrische Verhältnisse faire und der wirtschaftlichen Situation angepasste Löhne zahlen, unser Regional Manager erhält mit 320 CHF das höchste Gehalt, was zwar 6x höher ist, wie die Patenschaftsbeträge für eine Kleinfamilie, aber er übernimmt auch viele Risiken, die solch einen Job mit einher bringen. Es ist für ihn auch nicht so leicht zu beweisen, dass er als NGO Manager NUR so wenig Gehalt erhält, da viele Löhne bei grösseren bzw. INGOs sehr viel höher als seiner sind, die internationalen Hilfsprogramme sind elementar wichtig für die Zivilisten aber die Löhne dieser internationalen Organisationen, erschweren es dem öffentlichen und auch privaten Sektor gutes Personal zu erhalten, auch weil eben die Löhne in diesen Sektoren extrem niedrig sind - bzw. viel zu niedrig, dass Angestellte ihren Lebensunterhalten damit nicht bestreiten können. Ob es

dann aber Sinn macht, als Hilfsorganisation Löhne, die über 1000 USD pro Monat sind auszuzahlen, wagen wir zu bezweifeln. Auch weil damit die Gefahr steigt, dass solch lukrative Stellen schnell mal unter der Hand verteilt werden. Für unseren Manager wirkt sich dies so aus, dass wenn immer er einkaufen geht, die Händler von ihm oftmals mehr für ein Produkt verlangen als für andere, die eben nicht bei einer NGO arbeiten. Meist wird er ausgelacht, wenn er denen seinen Lohn sagt, weil es stadtbekannt ist, dass Angestellte bei NGO (welche Sitze im Ausland haben) für syrische Verhältnisse fürstlich entlohnt werden. Auch wegen dieser Diskrepanz möchten wir auf das Problem aufmerksam machen. Wir wissen, dass auch andere kleine INGOs (Internationale Non-Governmental Organisations) so wie wir ihren

Managern etwa ähnliche Löhne zahlen. Im Grunde genommen sind diese hohen Gefälle nicht fair, wer das Glück hat bei einer grossen Organisation arbeiten zu dürfen, wird sich wohl schnell als Grundbesitzer entwickeln, so vermuten wir. Wir verstehen jedoch die Position der Grossen, die ihre Löhne mit dem Rest der Welt in ein Verhältnis setzen müssen, die Frage ist nur, ob es der syrischen wirtschaftlichen Entwicklung von Nutzen ist. Auch die Entwicklung der Löhne und Gehälter der verschiedenen bewaffneten Gruppierung machen uns Anlass zur Sorge. So sollen Rekruten bei der oppositionellen Gruppe (Faylaq etc.) etwas 67 Dollars erhalten und bei der Terrorgruppe (HTS) 80 -100 Dollars pro Monat. Syrische Söldner, die im Ausland tätig sind, wie in Libyen aber auch in der Ukraine gelten als budgetfreundliche Soldaten und erhalten in solchen Einsätzen pro Monat ab etwa 530 USD Entgelt. Es liegt so viel im argen in Syrien, dass wir als kleine Organisation manchmal gar nicht mehr wissen, wo hinschauen! Aber es ist frappierend zu sehen und auch durch persönliche Gespräche bestätigt zu bekommen, dass zum Beispiel die Gehälter der Lehrer in fast allen Provinzen in Syrien bei lediglich etwa im Schnitt bei 35 USD sind, wobei in unserer Stadt, die Gehälter etwa bei 100 USD liegen, es aber auch schon vorkam,

dass diese nicht bezahlt wurden. Gehälter unter 50 USD reichen einer Familie in Syrien nicht aus, egal wo sie leben. Dies ist ein Fakt. Solch niedrige Gehälter (Vollzeitangestellte) unterschreiten sogar die Armutsgrenze (poverty line) die jährlich eruiert wird und auch im Jahr 2022 bei 1.90 Dollars pro Tag lag. Der "Foodbasket"-Wert für die Region Idlib lag im Jahr 2022 bei 306'000 SYP (also bei etwa 112 CHF) pro Monat. Somit liegen wir auch etwas darunter, aber dennoch haben unsere Familien mit den Patenschaften eine erhebliche Hilfe und kommen grad so durch. Daher bieten wir allen Paten die Möglichkeit zumindest zweimal im Jahr den Familien etwas mehr Geld zu schicken, damit die sich besser versorgen können. Wir könnten natürlich auch die Patenschaftsbeträge höherschrauben, aber wir befürchten dann, dass viele Spender, die selber oftmals knapp sind, ganz wegfallen, somit werden wir auch in nächster Zeit diese Beträge nicht abändern und bitten die Paten, die können, ihren Patenfamilien bei den Sonderzahlungen-Aktionen zu unterstützen. Es hilft... Helfen würde dem gesamten Land auch eine grosszügigere Auslegung der Sanktionen, so dass der Handel florieren könnte, ohne dass die Korruption und mafiaähnliche Systeme noch weiter zunehmen, den die werden mehr und mehr wachsen, so lange das Land sich nicht erholen darf und vom internationalen Wettbewerb weiterhin abgeschnitten bleibt.

Quellen: https://reliefweb.int/report/syrian-arab-republic/syria-country-office-market-price-watch-bulletin-issue-88-march-2022 https://docs.wfp.org/api/documents/WFP-0000113454/download/?_ga=2.13757426.498977135.1673969218-2064907876.1673969217 https://coar-global.org/




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