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Syrische Tracht und ESAF - geht doch!

Ich habe mich in den letzten Wochen vor dem ESAF oft gefragt, ob das geht, dass man an einem urschweizerischen Schwingfest eine syrische Festtagstracht trägt, aber den Ruck habe ich mir gegeben, aus diversen Gründen: 1. Hat die Gastgebergemeinde Pratteln seit Monaten Trachten aus aller Welt gesucht, speziell eher Folkloregruppen um die Diversität von Pratteln in einem farbenfrohen Bild zu zeigen. Auf die Anfrage ob sie den auch Einzeltrachten nehmen, weil ich eben die Sarakeb Tracht aus Syrien im Schrank hängen hatte, als auch meine von meiner Mutter vererbten Kindertracht aus der Region Küssnacht am Rigi/Immensee, war die Antwort ja und der Entschluss gefasst. Meine Nichte trägt die Kindertracht und ich die aus Syrien.

2. Schliesslich haben wir ja unterdessen auch viele Flüchtlinge aus Syrien, die sich hier in der Schweiz heimisch fühlen und vieles tun um sich zu integrieren. 3. Die meisten Syrer nahmen in ihrem Fluchtgepäck nicht unbedingt so eine schwere Tracht ins Gepäck. Somit gibt es wenige solche Trachten hier in der Schweiz - warum die Kunstfertigkeiten aus dieser Region nicht herzeigen? 4. Repräsentiere ich da ja ein bisschen das Kinderhilfswerk - warum also nicht? ***

Und genau aus diesem Grund habe ich Herrn Aenishänslin von der BAZ ein Interview gegeben um diesen Entschluss zu unterstützen und ich möchte mich an dieser Stelle für den tollen Zeitungsartikel bei ihm bedanken. Syrien muss ja nicht immer im Kontext mit dem Krieg und dem Elend einhergehen, sondern es darf ruhig auch mal die schöne und vor allem sehr interessante Kultur beschrieben werden.

Die Sarakeb Tracht zum Beispiel ist eine Tracht die mit x-tausenden feinen Kreuzstichen versehrt. Der Stoff ist ein schweres schwarzes Baumwoll-Seidengemisch. Die Motive vor allen Dingen in allen verschiedenen Rottönen symbolisieren magische Eigenschaften, die die Fruchtbarkeit erhöht und Schutz vor Geistern und dem bösen Blick bietet. Rot bedeutet auch Freude, Sommer und Reichtum. Die verwendeten Formen / Symbole sind Rosetten, Blätter und Lebensbäume als auch die geometrische Figuren insbesondere das Dreieck als grosse Vorderseite – und Rückseiten Stickerei, die eine Amulett-Funktion hat mit Anhängern (Ergänzung). Der Stil wird beeinflusst vom traditionellen Beduinenschmuck, oftmals dreieckig mit Münzen oder Zotteln dran. Das Dreieck symbolisiert in diesem Sinne auch das magische Auge, welches man oft im Orient sieht, das Schutz vor dem bösen Blick gibt (ich fühlte mich beim Umzug gut geschützt, obwohl einige vielleicht dachten oder immer noch denken, dass die Tracht dort nichts zu suchen hat). Es ist schon interessant, wenn ich bedenke, dass ich die Tracht vor 30 Jahren im Souk von Aleppo gekauft habe, einfach weil sie mir gefiel aber keine Ahnung hatte von wo genau sie kam und ich mit recherchieren herausgefunden habe, dass die Tracht aus der Region Idlib kommt, da wo wir ja mit unseren Hilfsprojekten seit Jahren helfen. KISMET / KISMA eben...

*** Also marschierte ich zusammen mit vielen anderen Trachten aus vielen Schweizer Regionen, aber auch aus Albanien, Bosnien, Spanien, Serbien usw. am Festumzug zur Eröffnung des ESAFs mit. Es war ein sehr schönes Erlebnis und ich hoffe den einen oder anderen hat es gefreut! Hier ist noch der

BAZ Artikel ESAF
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vom 26.08.2022 Ausserdem bedanke ich mich hiermit auch für die Unterstützung in der Recherche bei Syrian Heritage Archive Project / Museum für Islamische Kunst, Berlin und Aida Dalati.






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